Einzelfirma oder GmbH – Welche Rechtsform für die Selbständigkeit?

Du willst dich Selbständig machen und fragst dich jetzt, welche Rechtsform für dich die richtige ist? Lass uns das in diesem Artikel gemeinsam rausfinden. Genauer gesagt werden wir GmbH’s und Einzelfirmen vergleichen. Denn die zwei beliebtesten Rechtsformen in der Schweiz sind die Einzelfirmen und GmbH’s.

In meinem Umfeld machen sich aktuell einige Leute selbständig und da taucht diese Frage immer wieder auf. Da ich in den letzten zwölf Monaten eine Einzelfirma und eine GmbH gegründet habe, sind meine Eindrücke hierzu noch relativ frisch. Ich gehe später noch darauf ein, warum ich das gemacht habe.

Keep in mind: Wir konzentrieren uns hier auf Ein-Mensch-Unternehmen. Wenn du planst, 50 Angestellte zu haben und 500qm2 Bürofläche zu mieten, sind meine Argumente nicht relevant. Hier geht’s wirklich um die klassische Selbständigkeit.

Warum keine AG?

Der grösste Unterschied zwischen der GmbH und der Einzelfirma: die GmbH ist eine juristische Person, die Einzelfirma nicht. Bedeutet, dass die GmbH eigenständig handeln kann. Natürlich bist es immer noch du, die Verträge unterschreibt und handelt. Aber du machst das im Namen der GmbH. Die GmbH kann ohne dich existieren und du ohne sie. Wenn du im Namen deiner GmbH handelst, dann entweder als Angestellte:r oder als Gesellschafter:in (Inhaber:in).

Bei der Einzelfirma hingegen sieht das anders aus. Die Einzelfirma ist an dich als Person gebunden. Sie existiert nicht ohne dich.

Es geht hier also vor allem und den Schritt vom Einzelunternehmen zur juristischen Person. Wir könnten die Einzelfirma genau so gut mit der AG vergleichen. Die GmbH kannst du im Vergleich zur AG einfach schon mit 20’000 Franken anstatt 100’000 Franken gründen. Aus diesem Grund macht es für die meisten Personen Sinn, wenn überhaupt, mal mit einer GmbH anzufangen.

Eins vorweg…

Im Grundsatz kannst du mit jeder Rechtsform deine Geschäftstätigkeit ausüben und mehr oder weniger alles machen. Die Migros beispielsweise macht Jährlich 500 Mio Gewinn und ist eine Genossenschaft. Das könnte genau so gut eine AG oder GmbH sein und sie könnten ihre Produkte weiterhin verkaufen.

Trotzdem gibt es natürlich Vor- und Nachteile, denen du dir bewusst sein solltest. Und auf die will ich jetzt eingehen.

Einzelfirma vs GmbH – Der Gründungsakt

Beginnen wir ganz vorn, bei der Gründung deiner Firma.

Gründungsakt bei der Einzelfirma

Die Einzelfirma hat keinen wirklichen Gründungsakt. Sobald du deine erste Rechnung versendest, ist deine Einzelfirma gegründet. Ab 2300 Franken Umsatz im Jahr musst du dich dann bei der AHV als Selbständigerwerbend melden und AHV Beiträge bezahlen.

Sobald du 100’000 Franken Umsatz im Jahr erreichst, bist du der MWST-Pflicht unterstellt und du musst dich im Handelsregister eintragen lassen.

Ich habe in meinem Artikel «Einzelfirma gründen» genau beschrieben, wie du dazu vorgehen musst.

Die Kosten für die Gründung belaufen sich hierbei auf 120 Franken und der ganze Prozess könnte nicht einfacher gemacht werden. Du musst ein Online-Formular ausfüllen und das kurz aufs Notariat bringen.

Meine Einzelfirma hatte ich innert einer Woche gegründet.

Gründungsakt bei der GmbH

Bei der GmbH ist das schon ein bisschen mehr Aufwand. Folgende Schritte waren bei mir nötig:

  1. Abklärungen beim Treuhänder
  2. Vorbereitungen der Statuten beim Treuhänder
  3. Termin bei der Bank um ein Kapitaleinzahlungskonto zu eröffnen
  4. Termin beim Notariat für die öffentliche Beurkundung
  5. Termin bei der Bank um mein Geschäftskonto zu eröffnen

Das alles dauerte ca. 8 Wochen und kostete mich 1’869.55 Franken.

Lohnzahlungen

Hier gibt es einen kleinen Unterschied.

Wenn du nämlich eine Einzelfirma hast, ist einfach dein erzielter Gewinn dein Einkommen. Achtung, wir reden hier vom Gewinn, nicht von deinem Umsatz. Ich habe in meinem Artikel über die Buchhaltung bei Einzelfirmen genauer beschrieben, wie du den Gewinn berechnen kannst und was du alles abziehen kannst.

Bei der GmbH gehören alle Gewinne, die du erzielst, vorerst der GmbH. Du bekommst das Geld meistens in Form einer Lohnzahlung. Das heisst, du bist angestellt bei deiner GmbH, obwohl die Firma eigentlich dir gehört. Es gibt natürlich auch noch andere Optionen, an dein Geld zu kommen, aber das ist wohl die Gängigste.

Die Kosten

Die laufenden Kosten deiner Firma, egal welche Rechtsform diese hat, sind extrem variabel. Ich habe mittlerweile festgestellt, dass diese unabhängig von der Rechtsform immer ca. gleich hoch sind. Eventuell benötigst du bei der GmbH ein bisschen mehr fachliche Unterstützung, weil das neues Terrain ist. Aber sonst habe ich bis jetzt keinen grossen Unterschied bemerkt.

Buchhaltung & sonstige Pflichten

Wenn wir sowieso gerade beim Thema «Fachliche Unterstützung» sind, will ich noch kurz auf die Buchhaltung zu sprechen kommen.

Wenn du nämlich eine Einzelfirma hast, die weniger als 500’000 Franken Umsatz im Jahr machst, kannst du eine vereinfachte Buchhaltung, auch Einnahmen-Ausgaben-Rechnung genannt, führen. Die vereinfachte Buchhaltung ist, wie der Name bereits verrät, wirklich einfach. Du listest all deine Einnahmen und Ausgaben auf und die Differenz davon ist dein Gewinn. That’s it. Ich beschreibe in meinem Artikel über die einfache Buchhaltung, wie du das genau machst.

Bei der GmbH ist das ein bisschen komplizierter. Du musst da eine sogenannte doppelte Buchhaltung führen. Mit Kontenplänen, Debitoren, Kreditoren, Soll, Haben und und und. Hier ist die Chance gross, dass du Unterstützung benötigst. Das kostet halt auch.

Wenn du’s selbständig versuchen willst, kann ich dir das Buch «Buchhaltung in 20 Stunden» von Jürg Leimgruber und Urs Proching sowie die Software CashCtrl empfehlen. Beides sehr zugänglich.

Doppelbesteuerung bei der GmbH

Das Argument der Doppelbesteuerung hört man auch immer wieder. Im Grundsatz geht es darum, dass deine GmbH Gewinne erzielen wird und auf diesen Gewinn bezahlt sie Steuern. Bei 100’000 Franken Gewinn wären das ca. 13’000 Franken Steuern, die du bezahlen wirst.

Wenn du jetzt die restlichen 87’000 Franken als Dividenden ausbezahlen würdest, dann müsstest du als Privatperson nun auf die 87’000 Franken nochmals Einkommenssteuer bezahlen. Das wären nochmals rund 11’000 Franken, die wegfallen.

Wenn du hingegen bei der Einzelfirma 100’000 Franken Gewinn erzielst, dann musst du darauf Einkommenssteuer und deine AHV Beiträge bezahlen. In der Stadt Zürich würdest du hier 13’000 Franken steuern und 12’000 Franken AHV Beiträge bezahlen.

Kommt also etwa aufs gleiche raus.

Klar, wenn du eine GmbH hast, bezahlst du dir ja monatlich auch einen Lohn aus. Aber es kommt immer etwa aufs Gleiche raus. Wenn du dir von den 100k Gewinn nun jährlich 80’000 als Lohn auszahlst und 20’000 als Dividenden, bezahlst du insgesamt ca. 8k AHV Beiträge. Dann kommen noch ca. 5k Gewinnsteuer bei deiner GmbH dazu und ca. 12k bei Einkommenssteuer als Privatperson. Wir sind also wieder etwa bei den 25k Steuern & AHV Beiträgen, die du auch mit der Einzelfirma bezahlt hättest.

Falls du bei diesen ganzen Zahlen den Faden verloren hast:
Mach dir keinen all zu grossen Kopf um die Doppelbesteuerung deiner Gewinne. Egal ob GmbH oder Einzelfirma, es kommt immer ca. aufs Gleiche raus.

Rechtliche Absicherung

Ein Punkt, den ich immer wieder höre: «Ah, bei der GmbH bin ich halt einfach abgesichert». Aber natürlich kannst du als Geschäftsführer:in persönlich haftbar gemacht werden. Einen sehr detaillierten Artikel hierzu hat organhaftung-schweiz.ch geschrieben. Du findest den Artikel hier.

Kurz zusammengefasst: Du haftest, wenn du Schulden machst, deine Pflichten verletzt oder durch deine Handlungen anderen Schaden zufügst. Dem muss man sich einfach bewusst sein.

Aber: wenn nicht du als Geschäftsführer:in haftbar gemacht werden kannst, dann haftet nur die GmbH mit ihrem Vermögen.

Man muss das aber auch immer relativieren. Wenn du z.B. Grafiker:in bist und einfach deine Dienstleistungen anbietest, haltet sich das Risiko deiner Geschäftstätigkeit ja sowieso in Grenzen. Deswegen eine GmbH zu gründen, na ja, ich weiss nicht.

Wenn deine Geschäftstätigkeit allerdings mehr Risiko mit sich bringt, dann kann einem diese zusätzliche Absicherung schon beruhigen. Als ich bei MILKEE die ersten Kund:innen hatte, entschied ich mich, meine Einzelfirma im Handelsregister eintragen zu lassen. Als sich einige Monate später immer mehr Leute registrierten, merkte ich, wie damit auch die Verantwortung stieg. Und deswegen hab ich mich dazu entschieden, eine GmbH zu gründen.

Nicht, um mich aus der Verantwortung zu ziehen. Wie gesagt, als Geschäftsführer trage nach wie vor ich die Verantwortung. Vielmehr ging es mir darum, diese Verantwortung von meinem Privatleben trennen zu können.

Aber eben, ich hab vorher 4 Jahre lang nebenberuflich, aber selbständig, Webseiten für meine Kundschaft gemacht und hatte nie das Gefühl, eine GmbH wäre nötig.

Wenn du dir hier unsicher bist, lass ich am besten mal von einer Fachperson beraten.

Zusammenarbeit

Ein weiterer wichtiger Punk ist die Zusammenarbeit mit anderen Gründer:innen. Wenn du deine Firma nicht alleine gründest, dann lohnt sich die GmbH schnell und dann ist das auch nicht mehr so teuer, weil ihr euch die Kosten teilen könnt.

Im Gegensatz zur Kollektivgesellschaft gestaltet sich dann das Finanzielle auch viel einfacher und ihr seid eben ein Stück weit besser abgesichert. Zudem ist man mit der GmbH viel Flexibler, was den Kauf und Verkauf von Firmenanteilen angeht.

Angestellte

Ich will noch ganz kurz auf das Thema Angestellte eingehen.

Du kannst mit deiner Einzelfirma auch Angestellte haben und das kann gelegentlich auch Sinn machen. Wenn du aber Vorhast, vermehrt Leute anzustellen, dann bringt das auch wieder diese Verantwortung und auch ein gewisses Risiko (beispielsweise bei Krankheit) mit sich.

Deswegen: Wenn du in naher Zukunft mehrere Angestellte haben willst, gründe eine GmbH.

Fazit

Dieser Artikel ist bei weitem nicht abschliessend. Meistens spürst du ja sowieso im Bauch, was das richtige für dich ist.

Für mich persönlich macht es Sinn eine GmbH zu gründen, wenn einer der folgenden Punkte auf dich Zutrifft:

  • Dein Produkt oder deine Dienstleistung bringt ein erhöhtes Risiko mit sich
  • Du gründest deine Firma nicht alleine
  • Du willst in naher Zukunft expandieren und Angestellte haben

Wenn du hingegen einfach deine Dienstleistungen anbietest und eine One-Person-Show bist und auch bleiben willst, ist meine Empfehlung ganz klar die Einzelfirma. Du geniesst mit ihrer Einfachheit so viele Vorteile, die ich nicht einfach so aufgeben würde.

Solltest du dir jetzt denken «Hmm, aktuell trifft keiner dieser Punkte auf mich zu, aber eventuell in Zukunft mal?», dann würde ich dir ebenfalls zur Einzelfirma raten. Du kannst später jederzeit noch eine GmbH gründen, wenn’s nötig ist. Durch die einfache und vor allem günstige Gründung der Einzelfirma ist es auch dann ein super Instrument, um mal das Wasser zu testen.

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